Fortbildung in leibfundierter analytischer Psychotherapie für Kinder,

Jugendliche und Erwachsene

Unsere Fortbildung beinhaltet ein Curriculum, dass den Ansatz einer verlaufsorientierten und relationalen Psychoanalyse erweitert und vertieft.

Adler hat die leiblichen/körperlichen Lebensbewegungen ausdrücklich in die Tiefenpsychologie eingeführt. Seit Freud wissen wir, dass das Ich „vor allem“ ein körperliches ist. Das bedeutet zunächst, dass die körperlichen Ausdrucksbewegungen ebenso bedeutsam sind wie die mentalen. „Vor allem“ verweist darüber hinaus noch auf die basale Bedeutung körperlicher Lebensbewegungen, was bisher kaum beachtet wird. Diese erfordern eine besondere Beschreibung und Behandlung.

Psychodynamische Körperpsychotherapie ist nach unserer Auffassung keine neue Therapiemethode, „sondern eine organische Weiterentwicklung psychoanalytischer Theorien mit einem erweiterten Zugang zum Erleben“ (Geißler/Heisterkamp, 2013). Erweitert wird die verbale Domäne des herkömmlichen Settings um die basalen Ebenen der leiblichen Ausdruckbewegung und des szenischen Handelns.

Die Fortbildung versucht, diese in der Geschichte der Psychoanalyse deutlich werdende Lücke auszufüllen und die herkömmlichen Formen der Behandlung zu ergänzen und zu fundieren. Sie vermittelt ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis und praxiserprobte Erfahrung in leibfundierter analytischer Psychotherapie.

Mit ihrem vorwiegend praxeologischen Ansatz hat die Fortbildung das ausdrückliche Ziel, die Behandlungserfahrungen zu vertiefen. Sie gründet in einer leibfundierten Selbsterfahrung, die in einer fortlaufenden Gruppe während der gesamten Fortbildungsdauer angeboten wird. Während der Einübung in die leibfundierte Praxis ergeben sich nachbildende und operative Formen des Verstehens.

In den Selbsterfahrungsgruppen wird das „körperliche Geschehen als Teil des psychotherapeutischen Wirkgeschehens [wird] neu gewichtet und theoretisch untermauert“ (ebd.). Die Fortbildung vermittelt psychotherapeutische Arbeitsprinzipien zur Einrichtung einer leibfundierten psychoanalytischen Werkstatt. Konzeptionell fassen wir die leibfundierten Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse im psychoanalytischen Prototyp der Mit-Bewegung (Heisterkamp) zusammen. In den angebotenen Seminaren werden folgende Arbeitsprinzipien des Mit-Bewegungs Konzeptes im Laufe der Fortbildung entwickelt und bereitgestellt:

  • EINLASSEN: Auf die Erlebenswirklichkeit des Patienten und mit dem Erleben des Patienten mitschwingen (Modellszenen).

  • MARKIEREN und ZERDEHNEN: Bei auffälligen und eigenartig anmutenden Momenten der Wirkungseinheit innehalten. Die bedeutsam erscheinenden Momente im psychotherapeutischen Wirkungsgeschehen, in denen sich die seelische Not- und Konfliktlage des Patienten zu reinszenieren droht, werden festgehalten und zerdehnt.

  • EMPATHISCH einfühlen in die seelische Lage des Patienten.

  • COPATHISCH sich im therapeutischen Wirkungsgeschehen selbst wahrnehmen, insbesondere sich seiner eigenen leiblichen Ausdrucksbewegungen gewahr werden.

  • DIFFERENZIEREN: Zwischen der empathischen und copathischen Lebensbewegung.

  • TRANSFORMIEREN: Das eigene Erleben in entwicklungsförderliche Interventionen umwandeln.

    Die Fortbildungsinhalte orientieren sich ebenfalls an den Standards für die psychotherapeutische Ausbildung und Praxis nach H. Will (2019). Sie greifen Tuckett´s (2005) Gedanken auf und erweitern sie auf der operationalen Ebene um körperorientierte und handelnde Zugänge zum Unbewussten.

    Weitere Parallelen finden sich in den Ausarbeitungen zur Körperbild-Liste (KB-L) nach Küchenhoff/Agarwalla (2013). Orientiert an der OPD-2 haben die Autoren vier neue strukturbezogene Hauptdimensionen körperbezogen ausdifferenziert, welche sich ebenso in der mehr praxeologischen Dimension des Prototyps der Mit-Bewegung wiederfinden.

    Das Fortbildungscurriculum baut auf jeweils zwei Modulen zum körpertherapeutischen Einstieg sowie zur körperpsychotherapeutischen Vertiefung auf. Aus didaktischer Erwägung werden die sechs o.a. Arbeitsprinzipien in vier nur künstlich aufzuteilenden Aspekten vermittelt.

    Neben Theorieseminaren, Literaturstudium und Supervision bildet die körperorientierte Selbsterfahrung den Schwerpunkt der Veranstaltungen. Nur was man selbst erfahren hat, kann man auch begreifen und verantwortungsvoll anwenden.

    Insbesondere im zweiten Modul werden die bisherigen Erfahrungen der Teilnehmer*innen mit der körperlichen Dimension im intersubjektiven Geschehen aufgegriffen, leiten an zu verlaufsorientierten Beschreibungen, bieten vielfältige Möglichkeiten, körperorientierte Interventionen und handelnde Inszenierungen zu erproben und psychoanalytisch zu reflektieren.

    In ausführlichen Erlebensbeschreibungen, in anschaulichen Demonstrationen und Inszenierungen therapeutischer Modellsituationen bieten sich immer wieder Möglichkeiten, Formen des basalen Verstehens wahrzunehmen (Modul 1) und das Repertoire körperlicher oder handelnder Interventionen zu erweitern und einzuüben (Modul 2).

    Die Bereicherung der Kenntnisse und Erfahrungen verdichten sich noch einmal abschliessend in Behandlungsanalysen entsprechend dem Modell nachbildender Supervision.

    Die nötigen Einsichten und Kenntnisse können aus einschlägigen Veröffentlichungen gewonnen, im Eigenstudium und in fallbezogenen und praxisorientierten Seminaren erworben werden.

     

    Literatur:

    Geißler, P./Heisterkamp, G. (2013). Einführung in die analytische Körperpsychotherapie. Gießen: Pychosozial Verlag

    Geißler, P. (2017). Psychodynamische Körperpsychotherapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht

    Heisterkamp, G. (2017). Von der Kooperation zur Mit-Bewegung. In: https://journals.sfu.ac.at/index.php/zfpfi/article/view/158

    Küchenhoff, J / Agarwalla, P. (2013). Körperbild und Persönlichkeit. 2. Aufl., Berlin, Heidelberg: Springer

    Willerscheidt, J. (2018). Der Körper in der analytischen Therapie von Kindern und Jugendlichen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht

    Will, H. (2019). Psychoanalytische Kompetenzen. Standards und Ziele für die psychotherapeutische Ausbildung und Praxis. 3. Aufl., Stuttgart: Kohlhammer

    Ein ausführliche Beschreibung der einzelnen Fortbildungsmodule folgt demnächst.

    nach oben